Eine pragmatische Sicht aufs Selbstbewusstsein

Aus meiner Sicht ruht das Selbstbewusstsein im Kern auf den folgenden drei Stützpfeilern:

1. Kopfmäßig wissen, was man wirklich will.

2. Körperlich spüren, dass das, was man will, tatsächlich auch das ist, was man will.

3. Das, was man will, tatsächlich auch tun, und zwar selbst dann, wenn andere es ablehnen.

Der erste Stützpfeiler, kopfmäßig zu wissen, was man wirklich will, beinhaltet sicherlich eine der größten denkbaren Herausforderungen im Leben eines jeden Menschen. Wie viel Zeit hast du dir bisher genommen, um wirklich tiefgreifende Pläne für deine Persönlichkeitsentwicklung und für deine Zukunft zu schmieden? Wie klar hast du diese Pläne jetzt in diesem Moment abrufbar vor deinem inneren Auge? Wie positiv ist die davon auf dich ausgehende Wirkung?

Solltest du jetzt vor Klarheit nur so strotzen, brauchst du womöglich für dein Selbstbewusstsein nichts oder nur sehr wenig zu tun. Sollten jedoch eher Leere, Nebel oder Unklarheit hochkommen, hast du jetzt eine gute Idee mehr, wo du ansetzen kannst.

Auch wenn uns Menschen in unserem Umfeld, manche Bücher oder Hörbücher glauben machen wollen, es wäre nur eine Frage von ein paar Stunden, bis man genau herausgefunden hat, was man wirklich will, ist meine Erfahrung vielmehr die, dass das im Regelfall deutlich länger dauert. Aber egal, wie lange es dauert, die meisten Menschen fühlen sich bereits ab dem Zeitpunkt motivierter, ab dem sie wirklich professionell und wirkungsvoll beginnen, ihre Ziele und damit ihre Lebensvision herauszuschälen und zu entwickeln. Nach dem Motto: Klare Ziele schüren die Motivation; eine klare, mitreißende Lebensvision ist darüber hinaus der beste Nährboden für ein starkes, lebenslanges Selbstbewusstsein.

Beim zweiten Stützpfeiler geht es um das Gefühl, genauer gesagt um den Einklang von Herz und Verstand, von Kopf und Gefühl. Viele Menschen in unserer Kultur sind Denker und weniger geübt darin, in sich hineinzufühlen.

Was es unter anderem braucht, um wirklich gut fühlen zu können, ist Zeit. Ja, es braucht Zeit. Wenn du dich jetzt dabei ertappst, bereits weiterlesen zu wollen, bevor du diesem Gedanken überhaupt Zeit eingeräumt und ihm damit erlaubt hast, zu wirken, dann sei dir noch einmal klar der Hinweis gegeben: Gefühle brauchen Zeit, bis sie an die Oberfläche, sprich in dein Bewusstsein, kommen können.

Als Metapher kann man auch sagen, dass das Denken eine sehr laute, schnelle und einnehmende Stimme hat und das Gefühl eine sehr leise, manchmal kaum hörbare, langsame Stimme. Nur dann, wenn diese beiden Stimmen wie zwei Pferde im Gleichschritt vor der eigenen Lebenskutsche zugange sind, fühlen wir uns im Einklang und in unserer vollen Kraft. In dem Maß, in dem das nicht der Fall ist, fühlen wir uns wie im falschen Film, wie im falschen Leben oder wie zerrissen und wir sind mit angezogener Handbremse unterwegs. Ein wesentlicher Teil in uns wird überhört, womöglich sogar bekämpft. Das ist dann eine Form unbewusster Selbstsabotage.

Spätestens beim dritten Stützpfeiler wird es ernst, genauer gesagt für viele Menschen unangenehm. Wie gesagt, oberflächlich gesprochen geht es beim dritten Stützpfeiler des Selbstbewusstseins schlicht und ergreifend „nur um den Aspekt, das zu tun, was man wirklich will. Das setzt eine möglichst große Klarheit bei den ersten beiden Stützpfeilern des Selbstbewusstseins voraus. Und jetzt gilt es, entsprechend zu handeln. Erst durch das Handeln kann ein Meisterwerk entstehen. Viele Menschen sind meisterhafte Planer, wenn es dann aber um die Umsetzung geht, sind sie abwesend. Sich um das eigene Lebensglück zu drücken, scheint mir allerdings nicht wirklich eine gute Strategie zu sein. Wie siehst du das und wie steht es bei dir?

Halten wir also fest – die Kurzform zur Entwicklung von Selbstbewusstsein lautet:

1. Herausfinden, was man wirklich will.

2. Gefühlsmäßig überprüfen, ob man damit richtig liegt.

3. Danach leben.

So lange sich dieses „danach leben“ noch schwer, mechanisch oder fremd anfühlt, könnte das für dich ein Hinweis darauf sein, dass bei den Stützpfeilern 1 und 2 etwas noch nicht stimmt. Wenn es dich dagegen morgens schon, noch bevor der Wecker überhaupt daran denken kann, klingeln zu wollen, voller Tatendrang aus dem Bett treibt, könnte das ein konkreter Hinweis darauf sein, dass du bereits mitten in deinem erfüllten, selbstbewussten Leben angekommen bist. Wie fühlst du dich momentan beim Weckerklingeln?

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