Schritt 5: Deine persönliche Selbsthypnose

Was ist eine Selbsthypnose? Womöglich hast du dich mit dem Begriff der Hypnose noch nicht intensiver auseinandergesetzt. Viele Jugendliche und auch Erwachsene denken zuerst an Bühnen- oder Showhypnose, wenn sie das Wort Hypnose hören. Darum geht es hier jedoch überhaupt nicht. Mit Hypnose meine ich eine besondere Art und Qualität von Sprache, die einen ganz bestimmten und extrem wichtigen Teil des Gehirns erreichen kann, nämlich das sogenannte Unterbewusstsein.

Stark vereinfacht kann man sagen, dass das Gehirn aus dem Bewusstsein und dem Unterbewusstsein besteht. Die bewussten Prozesse sind jene, die wir willentlich steuern und die oft eher „oberflächliche“ Lebensbereiche betreffen. So kannst du zum Beispiel in diesem Bereich kurze Einkaufslisten abspeichern oder dir die Abfahrtszeiten von Bus und Bahn usw. merken. In deinem Unterbewusstsein sind eher die Informationen und die Handlungsmechanismen gespeichert, die dich in sehr wesentlichen Bereichen deines Lebens steuern, und die du mit herkömmlichen Mitteln leider kaum verändern kannst.

Beispiel: Stell dir vor, du müsstest morgen ein Referat halten und würdest dir heute vornehmen, morgen vollkommen ruhig und gelassen vorzutragen. Würde es da ausreichen, wenn du dir auf einen Zettel schreiben würdest „Ruhig und gelassen sprechen“, um dich morgen daran zu erinnern, dass du dein Referat ohne Nervosität und Unsicherheit halten möchtest? Natürlich nicht.

Oder stelle dir vor, du möchtest einen Menschen ansprechen, in den du sehr verliebt bist. Gesetzt den Fall, dass du normalerweise in solchen Situationen bisher eher unsicher warst, wird es dir da genügen, dir einfach vorzunehmen, diese Person diesmal selbstbewusst und souverän anzusprechen? Vermutlich nicht. Mit solchen Methoden kann man die Inhalte des Unterbewusstseins und damit auch die daraus folgenden Handlungsweisen nur wenig oder gar nicht verändern. Es kann jedoch gelingen: Mit den Mitteln der Hypnose, genauer gesagt mit einer Selbsthypnose.

Du kannst Dir das bildhaft so vorstellen: Das Bewusstsein wacht sozusagen am Tor zum Unterbewusstsein und hat die Aufgabe und die Neigung, nur das ins Unterbewusstsein vordringen zu lassen, was den bereits gespeicherten Inhalten ähnelt. So hat ein Mensch mit einem ohnehin niedrigen Selbstwertgefühl die Tendenz, sich selbst nieder zu machen, vor allem auf eigene Fehler und Schwächen fixiert zu sein und so weiter. Versucht ein solcher Mensch nun, sich positive Sätze zu sagen wie „Alles, was ich will, kann ich auch erreichen!“, flüstert ihm sozusagen das Männlein zwischen den Ohren sofort zu: „…und die Erde ist eine Scheibe“.

Ein Dilemma! Sieht erstmal so aus, als hätte so einMensch keine Möglichkeit, seine negativen Programmierungen zu verändern, da er von seiner Haltung her alles Positive tendenziell ablehnen muss.

Mittels Hypnose bzw. mittels Selbsthypnose geschieht nun zweierlei. In einem ersten Schritt wird der Wächter am Tor zum Unterbewusstsein, also das Bewusstsein, sozusagen für eine Weile schlafen geschickt, so dass das Tor zum Unterbewusstsein jetzt weit geöffnet ist. Damit steht auch die Tür für tiefgreifende Veränderungen offen! Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um positive Botschaften, die sprachlich wirksam verpackt und in einer besonderen Sprachqualität transportiert werden müssen, zielgerichtet im Unterbewusstsein zu verankern. Haben diese neuen, positiven Botschaften dort erst einmal Wurzeln geschlagen, ziehen sie nach und nach weitere positive Botschaften und lebensbejahende Bilder an. Diese verdrängen dann im Laufe der Zeit die alten, negativen Programmierungen und allmählich verändert sich die ganze Persönlichkeit in die gewünschte Richtung. Klingt doch einleuchtend, oder?

Du wirst die Wirkung bereits nach relativ kurzer Zeit spüren. Ähnlich wie der bekannte stete Tropfen den Stein höhlt, prägt auch die wiederholte, positive Selbsthypnose nach und nach das positive Selbstbild und damit die ganze Persönlichkeit – deine Persönlichkeit.

So, nun weißt du also, was eine Selbsthypnose bewirkt, wie sie funktioniert und warum darin spezielle Sprachmuster, Betonungen und Stimmqualitäten zum Einsatz kommen. Das einzige, was es diesbezüglich dann noch für dich zu tun gilt, ist, dir oft genug und über einen möglichst langen Zeitraum regelmäßig diese Selbsthypnose anzuhören. Dabei brauchst du nicht aktiv zuzuhören! Es genügt vollkommen, dass die Lautstärke so eingestellt ist, dass du das Gesagte gut hören kannst. Während die Hypnose abläuft, kannst du deine Gedanken frei schweifen lassen. Solltest du zwischenzeitlich einschlafen oder träumen, schwächt das die Wirkung nicht. Manche Menschen setzen deshalb Selbsthypnosen auch ganz gezielt zum Einschlafen ein.

Ich selbst habe häufig direkt nach der Schule mit einer Selbsthypnose gearbeitet bzw. diese auf mich wirken lassen, um abzuschalten; und mich danach, wenn ich gut entspannt war, an die Hausaufgaben und ans Lernen gemacht. Oft habe ich dabei kurz geschlafen, was mir sehr gut tat und was ich auch heute oft noch tue.

Manche Menschen werden jedoch durch einen kurzen Schlaf eher aus der Bahn geworfen. Wenn du sicherstellen möchtest, dass du bei der Selbsthypnose nicht einschläfst, kannst du einen einfachen Trick anwenden: Halte in einer Hand einen Schlüsselbund und stelle unter die Hand eine Blechschüssel oder ähnliches. Sobald du beginnst, einzuschlafen, wird sich deine Hand öffnen und der fallende Schlüsselbund holt dich sofort wieder in die Gegenwart zurück. Natürlich kannst du diese Methode angemessen abschwächen, falls du nicht sofort wie ein Bär in Tiefschlaf zu fallen drohst. Experimentiere einfach eine Weile damit herum.

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